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Life Design oder ein gelungenes (Arbeits-)Leben?

Aktualisiert: 11. Dez. 2020


Ich wurde vor kurzem in einem Jobinterview gefragt, wie ich mir denn die zukünftige Arbeitswelt so vorstellen würde. Was würde anders sein? Was sind die Herausforderungen?Da diese Jobposition mit der Überschrift „Future Skills“ betitelt war, hatte ich mich darauf vorbereitet. Und noch mehr, da ich momentan selbst in der Ausbildung zum Life Design Coach stecke und die Methode des Design Thinking in und an meinem Leben anwende, bewege ich die Frage nach meinem Beruf und meiner Berufung schon das ganze letzte Jahr. Auch für mich war unklar: wie möchte ich eigentlich arbeiten, was davon hat Zukunft und bekomme ich beides zusammen?

Denn wenn die Welt inklusive der Arbeit, wie bereits in unterschiedlichen Studien und Fachzeitschriften diskutiert und erforscht wird, immer komplexer, digitaler, agiler, unsicherer, unbeständiger, beschleunigter, vielschichtiger und unvorhersehbarer wird, was kann oder sollte man tun? Wenn eine Pandemie, wie wir sie jetzt erleben, sogar die sich sonst in so sicheren Gefilden wiegenden Berufsstände erschüttert, frage ich mich unweigerlich, was kann das für Auswirkungen auf die oder den Einzelne*n im Arbeitskontext zukünftig haben? Was braucht es eigentlich an Kompetenzen, um in dieser sich stetig wandelnden und immer schneller werdenden Welt seinen Platz zu finden?



Ich glaube, in erster Linie braucht es einen Abschied - einen Abschied von der vielleicht lange Zeit sehr berechtigten Idee, ich finde meinen Traumjob und werde mit ihm die nächsten 45 Jahre glücklich. Das von Steve Jobs einer ganzen Generation eingeimpfte Mantra „Finde das, wofür Du brennst und wenn Du es noch nicht gefunden hast, such weiter!“ scheint an seine Grenzen zu kommen, denn die Frage nach erfüllender Arbeit und wie diese innerhalb des eigenen Lebens gestaltet werden kann, darf differenzierter ausgeleuchtet werden. Werte verschieben sich, Prioritäten im Leben ändern sich und nicht zuletzt die eigenen biographischen Schwellensituationen (von der Schule in die Ausbildung, vom Studium in den Beruf, vom Wiedereinstieg nach der Elternzeit in den Beruf etc.) erfordern eine Neuanpassung und Neujustierung von Leben und Arbeit. Und dabei kann es nicht, wie Robert Kötter und Marius Kursawe immer betonen, um eine möglichst harmonische WorkLifeBalance gehen, ein Konzept, das interessanterweise davon ausgeht, es gäbe ein Leben neben der Arbeit und diese beiden Pole gilt es in Balance zu bringen - sondern die Gewinn bringende Frage könnte hier sein: wie kann ich mein Leben so gestalten, dass meine Arbeit mich nicht mehr von meinem ersehnten Feierabend und dem Leben trennt, sondern in einem ganzen Lebenskonzept ihren wertvollen Platz als erfüllte Lebenszeit bekommt?


Und hier liegt der Beginn und die Chance von etwas Neuem und die Stärke des Design Thinking. Dieser Prozess schafft in seiner Ursprungsidee nach einer klaren Struktur systematisch und iterativ kreative Lösungen, die am Menschen beginnen, d.h. er setzt direkt an den Bedürfnissen und Wünschen der jeweiligen Klient*innen an und versucht diese im ersten Schritt zu verstehen, bevor es überhaupt in eine Ideenentwicklung für potentielle Jobs geht. Diese Methode auf ein ganzes Leben angewendet bedeutet, sich selbst ins Zentrum der Überlegungen zu stellen und verstehen zu wollen: Was sind meine Werte, meine Interessen, meine Fähigkeiten und schließlich meine Rahmenbedingungen, in denen ich arbeiten möchte? Die Phase des Verstehens kann eine ganze Reihe weiterer Fragen nach sich ziehen, wenn ich den Mut habe, mir diese zu stellen - habe ich mir diese Fragen überhaupt schon einmal gestellt? Das Life Design lädt dazu ein, diesen Prozess umzudrehen und mit gezielten Methoden und Tools zuerst sich selbst zu befragen, bevor ich mich für irgendeine ausgeschriebene Stelle womöglich wieder versuche, passend zu machen. Oder anders ausgedrückt: wenn ich zu meinem alten Job nein sage, wozu möchte ich eigentlich JA sagen und auf welcher Grundlage?


Und dabei geht es nicht nur um die Anpassung und stumpfe Adaption an eine sich ständig verändernde Welt und wie eine Alge im Wasser mit der Strömung zu schwimmen, sondern es geht um einen selbstgestalteten Designprozess, der es immer wieder ermöglicht, schöpferisch mit den eigenen Fähigkeiten und Potenzialen tätig zu werden und diese in eine authentische und für sich selbst passende Form zu bringen. Und ferner sich immer wieder an bestimmten Punkten des Lebens nach den eigenen Bedürfnissen zu fragen und sich zu erlauben, das eigene Leben zu gestalten, wer ich eigentlich sein will. Wie kann ich agieren, statt zu re-agieren?



Das Charmante an dieser Herangehensweise des Life Design ist es, ich mache mir die Dinge selbst nachvollziehbar, WARUM ich sie tue - ich treffe Entscheidungen, die ich mit einem klaren Prozess erarbeitet habe und somit fundierter treffen kann. Denn besteht nicht häufig genau darin die größte Sorge? Aus welchen Werten, Annahmen und Erwartungen generiere ich denn eigentlich meine Entscheidungen im Leben? Macht die große Freiheit an Möglichkeiten nicht letztendlich unfrei, weil wir es meistens nicht wissen, wie ich eine für mich sinnvolle und wertvolle Entscheidung treffen kann? Bevor ich also im Wartezimmer der unendlichen Möglichkeiten verharre, schafft das Life Design dafür nicht nur eine klare und kreative Methode, sondern vor allem eine Haltung, die es sich im zukünftigen Leben zu generieren lohnt. Denn mit ihr kann es gelingen, die eigenen Entscheidungs- und Gestaltungsprozesse als kreative Chance für sich zu nutzen, um auch in Zukunft mit Mut, Selbstvertrauen und einer ordentlichen Portion Kreativität sich selbst immer wieder ein Stück näher zu kommen und bei sich anzufangen, wenn die Welt da draußen schon wieder ein andere geworden ist.





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